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Blog Weltreise 2008/2009

San Christobal del las Casas

Avatar of Martin Erichsen Martin Erichsen - 21. August 2008 - Americas

Nach dem tropisch-heissen Palenque ging es ins Hochland, nach San Christobal de las Casas. Die 160.000 Einwohner zählende Stadt liegt auf 2.500 Metern Höhe und das Klima dort ist dementsprechend angenehm kühl, Nachts kann es auch schon mal richtig kalt werden, zum erstenmal musste ich meine Regenjacke auspacken, um nicht zu frieren. Nach der Hitze in Yukatan mit tagsüber 35 Grad im Schatten sind die 20 bis 25 Grad hier sehr erholsam. San Christobal ist die zweitgrösste Stadt im Bundesstaat Chiapas und umgeben von Dörfern der indigenen Bevölkerung. International bekannt wurde San Christobal am 1. Januar 1994, als die Zapatistas das Rathaus stürmten. Die Guerillas sahen keine andere Chance, als mit Waffengewalt für die Rechte und die Verbesserung der Lebensumstände der Indios zu kämpfen. Die Armee hat die Aufständischen in nur wenigen Tagen in die Berge zurückgeschlagen, die Regierung konnte sie allerdings nicht vollständig besiegen. Die Zapatistas (benannt nach dem berühmten Bauernführer Emilio Zapatista, der Anfang des 20. Jahunderts unter dem Schlachtruf "Tierra y Libertad" für die Rechte der Landbevölkerung kämpfte) haben mit vereinzelten beaffneten Aktionen aber vor allem mit Hilfe des Internets über zehn Jahre weitergekämpft und wachen noch heute über die mittlerweile eingerichteten selbstverwalteten Kommunen der Indios.

Mit Alex y Raul Tours (keine Reservierung notwendig, Interessierte treffen sich einfach jeden Tag um 9:30 am grossen Kreuz vor der Kathedrale) habe ich zwei indigene Dörfer, Zinacantan und Chamula, besucht. In Zincantan besuchten wir eine indianische Familie und unser Führer Carlos hat viel über die Lebensweise der Einheimischen erzählt, sehr interessant.

Jedes Dorf praktiziert eine eigene Form des christlichen Glaubens, der mit mehr oder weniger alten Maya-Riten durchmischt ist. Jedes Dorf hat ausserdem eine individuelle Tracht und häufig auch eine eigene Sprache (es gibt in Mexico heutzutage noch über 60 verschiedene indigene Sprachen). Die Kinder müssen in der Schule erst Spanisch als Fremdsprache lernen, zuhause wird eine der zwölf inigenen Sprachen des Staates Chiapas gesprochen.

In Chamula wird eine Form des katholischen Glaubens praktiziert, der wesentlich stärker von alten Maya-Rituale beeinflusst ist. Die Kirche von Chamula ist ein Touristenmagnet, vor allem das Opfern von Hühner, zum Schutz vor Unheil und Flüchen, zieht viele Schaulustige an. Ein Pulsleser ermittelt die Art und Anzahl der durschzuführenden Rituale, es werden neben dem Hühneropfer beispielsweise Kerzen in unterschiedlichen Farben angezündet: weiss steht für eine gute Ernte, rot für das Herz und so weiter. Diese Kerzen werden in der entspechenden Kombination je nach Problem und Diagnose des Pulslesers auf dem Boden gestellt und angezündet. Dazu spricht man dann seine Gebete. Die Kirche ist mit Piniennadeln ausgelegt und an den Wänden findet man zahlreiche Heiligenbildnisse. Jeder betet für sich, es gibt keine gemeinsame Messe oder einen Priester, jedoch einen geistlichen Führer, der jeweils für ein Jahr gewählt wird. Dieses Ehrenamt erfordert ein gutes finanzielles Polster, das religiöse Oberhaupt der Gemeinde muss für die Instandhaltung der Kirche und die religiösen Feste der Gemeinde aufkommen, im Gegenzug erhält er einige Privilegien: er darf beispielsweise ein Geschäft am zentralen Dorfplatz eröffnen.

Auf dieser Tour habe ich auch noch Silvia und Piero aus Italien kennengelernt und wir haben uns für direkt für ein weitere Tour zum Canon de Sumidores am nächsten Tag verabredet. Abends sind Silvia, Piero, Ian, Maho, die ich in Palenque kennengelernt und in San Christobal wiedergetroffen habe, und ich auf ein paar leckere Bohemia Obscuras in die Bar Revolucion gegangen. Als ich so lansam in Stimmung kan, haben sich die beiden Pärchen leider verabschiedet und ich bin auch brav in mein Hotel zurückmaschiert.

Am nachsten Tag ging es dann zum beeindruckenden Canon de Sumidores, der etwa 30km von San Christobal entfernt ist und dessen Seitenwände an der höchsten Stelle 1.000 Meter messen. Mit einem Motorboot fuhren wir zwei Stunden durch die Schluchten, und haben tolle Wasserfälle, viele Vögel und sogar Krokodile gesehen.

Ich war in San Christobal noch zweimal abends im Kino: eine interessante Dokumentation über die Zapatistas und ein sehr schöner agentinisch-spanischer Film, La Puta y la Ballena (die Hure und der Wal), der in Patagonien spielt. Tolle Landschaftsaufnahmen, die mich davon überzeugt  haben, dass ich unbedingt nach Argentinien muss!

Bilder San Christobal del las Casas

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