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Blog Weltreise 2008/2009

Potosi

05. November 2008, Martin Erichsen - Americas

Potosi war im 17. Jahrhundert eine der grössten und reichsten Städte der Welt. Zu dieser Zeit hatte Potosi etwa 200.000 Einwohner und war damit mehr als doppelt so gross wie London oder Paris. Mehrere hundert Jahre hat der Cerro Rico den spanischen Hof mit Silber versorgt.

Heute wird in kooperativen Minen immer noch nach Silber und Zinn gegraben, allerdings sind die Vorkommen gering und die Preise für die Metalle weltweite rückläufig. So arbeiten die meisten Bergleite für einen Hungerlohn unter abenteürlichen Bedingungen. Viele Bergleute sterben nach 15-20 Jahren Minenarbeit an der Staublunge.

Als Touri kann man nun diese Minen besuchen. Man wird in Schutzkleidung gesteckt, dann zu kleinen Läden gefahren, in denen man ein paar Geschenke für die Bergleute kaufen sollte: Coca, Getränke und Dynamit (!). Ohne sich ausweisen zu müssen kann jeder in Potosi für umgerechnet 2 EUR einen Satz Sprengstoff kaufen (eine Stange Dynamit mit Zünder). Freitags, wenn unter Tage nach der Arbeit noch ein ordentliches Besäufnis stattfindet, ist 96 prozentiger Alkohol in Flaschen auch sehr willkommen.

Mit diesen Geschenken ausgestattet ging es dann für eineinhalb Stunden in die Mine. Es war interessant und auch sehr anstrengend. Unten ist es ziemlich heiß, eng und vor allem staubig (und das alles auf 4000 m Höhe, wo die Luft zusätzlich noch recht dünn ist). Nach Abstieg in die dritte Ebene und anschließendem Wiederaufstieg, war ich nassgeschwitzt und habe mich gefühlt, als hätte ich eine ganze Schachtel Zigaretten geraucht. Die Mineros haben definitiv den härtesten Job der Welt!

Bilder Potosi


La Paz & Sucre

03. November 2008, Martin Erichsen - Americas

Von dem Titikakasee aus ging es nach La Paz, der grössten und wichtigsten Stadt des Landes und dem Regierungssitz Boliviens. Die Hauptstadt ist Sucre, eine kleine Stadt von der Grösse Münsters südlich von La Paz, in welcher die Unabhängigkeit des Landes proklamiert wurde.

La Paz ist schon sehr beeindruckend und von seiner Lage her einzigartig: es liegt auf 3.660 m in einem Canyon und ist umgeben von El Alto, einer der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. La Paz und El Alto haben beide jeweils 800.000 Einwohner.

Wenn man den Canyonrand von El Alto hinunter nach La Paz fährt, hat man einen athemberaubenden Blick über das Stadtzentrum. Im Gegensatz zu anderen Metropolen gilt, je tiefer desto wohlhabender und je höher, desto ärmer. Die besten Wohngegenden liegen weit unten im geschützten Canyon, denn dort ist das Klima viel milder und angenehmer.

Ich bin Sonntag abend angekommen und am Montag erreichte der vom Präsidenten Evo Moralez initiierte Protestmarsch der Campesinos und Indios La Paz. Evo hat eine neue Verfassung vorgelegt, welche die Rechte der Indios stärkten und sozial gerechter sein soll. Diese ist aber den wohlhabenden Halbmondstaaten (allen voran Santa Cruz) im östlichen Tiefland zu sozialistisch und so blockieren sie im Kongress die Entscheidung  für ein Referendum. Um für dieses Referendum zu kämpfen und Evo zu unterstützen sind hunderttausende Bauern und Indios aus allen Landesteilen nach La Paz gezogen und ich war mitten drin. Die Proteste waren friedlich, denn der Konflikt findet nicht in La Paz und dem Hochland statt, da steht man hinter Evo, der schon fast überall wie ein Popstar gefeiert wird.

Nach einigen Zugeständnissen hat der Kongress am Dienstag dann dem Referendum am 25. Januar zugestimmt. So ist alles doch alles gut ausgegangen.

Bilder La Paz und Sucre

Nach den zwei Tagen in La Paz bin ich mit dem Nachtbus nach Sucre gefahren. Sucre liegt tausend Meter tiefer als La Paz und deshalb ist das Klima dort sehr mild. Sucre ist bekannt für seine Sprachschulen und hat eine rege Studenten- und Kneipenszene. Die Stadt hat mich sehr an Oaxaca in Mexiko erinnert, wo ich meinen Sprachkurs gemacht habe.


Fiesta in Copacabana

30. Oktober 2008, Martin Erichsen - Americas

Als ich in Copacabana in meinem Hotel eincheckte, kam ich ins Gespräch mit dem Pärchen an der Rezeption, Paola und Reynaldo. Nach kurzem Smalltalk fragten sie mich, ob ich gerne tanzen würde. Klar, und schon wurde ich zur ersten Geburtstagsfeier ihres kleinen Sohnes Andry eingeladen. Ich war doch sehr erstaunt, dass die einen Wildfremden zu einer so privaten Feier einladen.

So habe ich mich dann abends in meiner extra für die Party gekauften Wolljacke mit Andenmuster auf den Weg ins "Christal Palace" gemacht. In der riesigen kaum gefüllten Halle war ich neben dem kleinen Geburtstagskind wohl die Hauptattraktion des Abends. Nach einer kurzen Zeit und einigen Bierchen fühlte ich mich aber dann ziemlich wohl und der Onkel von Paola aus dem fernen Santa Cruz gesellte sich zu mir. Da er auch keinen kannte, haben uns als wir noch im Stande dazu waren gut unterhalten und verstanden.

Es wurde unglaublich viel getrunken, vor allem Bier. Als Gastgeschenk sind wie bei unseren Studiparties Bierkästen üblich. Allerdings ist es in Bolivien Sitte, immer mehr Kästen mitzubringen, als der Gastgeber beim letzten mal auf der eigenen Feier mitgebracht hat. Deshalb rücken die Gäste mit vier oder fünf Kästen pro Person an und die Flaschen sind alle geöffnet, damit auch alles ja am gleichen Abend vernichtet wird.

Neben Bier bekommt man noch alle Nase lang Singani, dem Perus Pisco und Italiens Grappa ähnlichem Nationalgetränk, angeboten und so waren meine Beine nach kurzer Zeit gelockert, ich habe getanzt und den Latinos mal gezeigt, was Rythmusgefühl ist. Am Ende des Abends war ich wie alle anderen im Cristal Palace ordentlich blau und weiss nicht mehr genau, wie ich nach Hause gekommen bin.