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Blog Transafrika 2010/2011

Ägäische Küste

21. September 2010, Martin Erichsen - Middle East

Gut dass ich keine Autobahnkarte gekauft habe, in der ganzen Türkei gibt es nur etwa tausend Kilometer Autobahn, zwischen Istanbul und Ankara und um die Ballungszentren des Landes herum. Außerdem kommt man mit dem Motorrad bestens an den Schranken der voll automatisierten Zollstationen vorbei.

Nach einer Übernachtung in Bursa, lange Zeit Hauptstadt des Osmanischen Reiches, zieht es mich an die Ägäischen Küste, um mir dort die alten Ionischen Städte anzusehen. Auch wenn es den Türken nicht passt, aber die Griechen haben hier viele Spuren ihrer bewundernswerten Kultur hinterlassen und die archäologischen Ausgrabungsstätten Pergamon, Ephesus, Milet und der Apollo-Tempel in Didyma sind Pflicht für jeden Reisenden der sich ein wenig für Geschichte interessiert. Am beeindruckensden fand ich die Akropolis von Pergamon hoch über der Stadt Bergama. Ephesus, besonders die Bibliothek von Celsius und die Hügelhäuser der Patrizier, ist natürlich faszinierend, man sollte nur Nachmittags kommen, denn morgens wird man von den Massen an Pauschaltouristen überrannt, die in Busladungen aus den Urlaubsressorts heran gekarrt und dann durch die Ruinen getrieben werden.

Bilder Pergamon

Pienes auf dem Weg nach Milet ist sehenswert, vor allem Wegen seiner Lage am Fuße eines riesigen Tafelberges. Auf dem Weg dorthin mache ich auch Bekanntschaft mit den Türkischen Straßenbaukünsten. Hier wird gerne mal die gesamte Straße geteert und die Verkehrsteilnehmer dürfen dann sehen wo sie bleiben. Ich bin unwissend über den frischen Asphalt gefahren, dementsprechend sah meine liebe Tenere, meine Schuhe und Hose aus. Als ich an der nächsten Tankstelle anhielt, qualmte mein Moped fürchterlich, der ganze Motor war voll mit frischem stinkendem klebrigen Teer. Mit Benzin und Lappen durfte ich dort mich und meine Yamse säubern, eine ganz schöne Schinderei in der Mittagshitze.

Milet war damals vor Ephesus das wirtschaftliche Zentrum Ioniens, heute zieht aber Ephesus deutlich mehr Touris an. Milet ist noch nicht so weit ausgegraben, bis auf das riesige Amphitheater liegen die meisten Schätze noch unter der Erde verborgen.

Der Apollo-Tempel in Didyma ist schon allein durch die Größe und Vielzahl seine Säulen beeindruckend, eine von über 50 Säulen ist 14 Meter hoch. Nach der Zerstörung durch die Perser wurde der Tempel des Orakels von Alexander, nachdem es ihm gesagt bestätigte, er stamme von Zeus ab, neu aufgebaut und es entstand eines der sieben Weltwunder der Antike.

Bilder Ephesus


Istanbul

20. September 2010, Martin Erichsen - Europe, Middle East

Nächste Station Istanbul, aber erst mal sind 500 Kilometer zurückzulegen. Es ist heiß und sonnig und die Straßen sind gut. Kurz vor der Grenze treffe ich noch einen Holländer, der mit seinem Wagen die Türkei durchquert hat und mir seine Autobahnkarte mit ein paar Lira drauf schenkt, so dass ich zumindest ohne Probleme nach Istanbul komme. An der Grenze treffe ich dann noch zwei Tschechische Motorradfahrer, einer auf einer Gummikuh und der andere auf einer Transalp. Die beiden sind in Rumänien unterwegs gewesen und Istanbul soll nun der krönende Abschluss ihrer Tour werden. An der Grenze habe ich keine Probleme, ich muss lediglich eine Versicherung für 12 Euro kaufen, das Motorrad wird in den Pass eingetragen und am Zoll werde ich durch gewunken.

Meine Fahrt ist also extrem entspannt, bis zu dem Zeitpunkt, als ich genau im Berufsverkehr die Stadtgrenze Istanbuls erreiche. Stau und Verkehrschaos erwarten mich, man wird von allen Seiten geschnitten und überholt, höchste Konzentration ist gefordert. Zum Glück bin ich mit der Enfield schon zwei Monate in Indien unterwegs gewesen und gegen Delhi ist Istanbul der reinste Verkehrsübungsplatz. Nach anderthalb Stunden dank guter Nerven und GPS stehe ich dann endlich vor meinem Hostel nur einen Steinwurf vom Galataturm entfernt. Zimmer ist in Ordnung, dafür hat das Chillout Galata Hostel eine Dachterrasse mit Blick auf das Goldene Horn, phenomenal!

Bilder Istanbul

Es ist Freitag Abend und ich spaziere durch die übervollen Straßen mit ihren Bars und Cafés. Unglaublich was da am Wochenende im europäischen Teil der Stadt los ist. Überall junge Leute rauchend, Bier und Raki trinkend auf knöchelhohen Schemeln auf der Straße.

Da ich vor zwei Jahren schon in Istanbul war, kann ich am nächsten Tag auf Sightseeing verzichten und mich den ganzen Tag entspannen. Ich esse abends ein Fischkebap auf der Galatabrücke und genieße den Sonnenuntergang. Im Hostel wird auf der Terrasse gegrillt und so runden leckere Chicken Wings in Kombination mit einigen Efes den Tag ab.

Am Sonntag begebe ich mich mit tausenden Istanbulern Familien auf einen Ausflug zu den Prinzen Inseln, fahre dort mit dem Fahrrad hoch zum orthodoxen Kloster und genieße die tolle Aussicht über das Marmarameer. Auf der Rückfahrt nach Kabatas kann ich bei angeregter Unterhaltung mit einer Iranischen Familie den Sonnenuntergang genießen und Bilder der Hagia Sofia und Blauen Moschee schießen.

Am Montag geht es dann endlich in das mit Spannung erwartete Hinterland, ich überquere den Bosporus und bin nun endlich in Asien!


Plovdiv

19. September 2010, Martin Erichsen - Europe

Plovdiv, komischer Name, habe ich vorher noch nie gehört. Ich bin aber sehr froh, dass ich nicht in Sofia Halt gemacht und mich mal wieder auf den Rat des Lonely Planet verlassen habe. Sofia soll nur mäßig interessant sein, außerdem läuft man dort Gefahr, von Rudeln streunender Hunde  zerfleischt zu werden.

Da ist Plovdiv ganz anders, Bulgariens drittgrößte Stadt hat eine lange Geschichte und eine wunderschöne Altstadt. Erobert von dem Mazedonischen König Philipp II, Alexanders Vater, und sogleich in Philippopolis umbenannt, dann Teil des römischen Reiches, anschließend zur wichtigen Handelsstadt im ersten Bulgarischen Reich aufgestiegen, den Türken zum Opfer gefallen und 500 Jahre von den Osmanen beherrscht wurde Plovdiv Ende des 19.  Jahrhunderts ein reicher Wirtschaftsstandort im wiedergeborenen Bulgariens. Aus dieser Zeit stammen die herrschaftlichen Holzvillen, deren Stil als Bulgarischer Barock bezeichnet wird und von denen einige samt Mobiliar sehr gut erhalten sind.

Es gibt noch eine Reihe von Museen, ein römisches Amphitheater und orthodoxe Kirchen, alles praktischerweise in unmittelbarer Nähe des Plovdiv Guesthouse. Ich konnte so Wäschewaschen und Sightseeing miteinander verbinden.

Ich bin dann, weil alles so gemütlich und bequem war, noch einen Tag länger geblieben und habe einen Ausflug zur Burg in Asenovgrad und zum Nähe gelegenen Batschkovo Kloster gemacht. Als ich an der Burg ankam leuchtete die Blinkerwarnlampe, obwohl der Blinker ausgeschaltet war. Da ist wohl bei der Wäsche kurz vorher Wasser eingedrungen. Der Wärter der Burg kam an, ein junger Typ, und fragte was den los sei, er wäre selbst Motorradfahrer und Mitglied in einem Motorradklub, den Tornados in Asenovgrad. Wenn ich Hilfe benötigen würde, sollte ich einfach zum Klub fahren. Wir haben uns länger unterhalten, wie das eben so ist unter echten Bikern. Zum Abschied hat er mich nochmal herzlich eingeladen und mir noch einen Sticker für meine Kutte gegeben.

Bilder Plovdiv