Blog Weltreise 2008/2009

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Myanmar (Burma)

01. July 2009, Martin Erichsen - South East Asia

Das Visum für Myanmar zu bekommen, war leichter als ich gedacht hätte. Innerhalb von zwei Tagen klebte es in meinem Reisepass.
Es gibt mittlerweile einen täglichen Flug der Budgetairline Air Asia von Bangkok nach Yangoon, die Anreise sollte also kein Problem darstellen. Schwierig ist allerdings in diesem Land, welches seit 2003 unter einem weltweiten Wirtschaftsemargo steht, die Versorgung mit Bargeld. Es gibt dort keine internationalen Banken und erst recht keine internationalen Bankautomaten. Man muss die gesamte Reisekasse in US Dollar mitbringen. Diese Dollars sollten ebenfalls neu, unbeschädigt und aus der letzten Serie stammen. Andernfalls bekommt man richtige Probleme, diese umzutauschen. Ich musste also zusehen, wie ich in Bangkok 1.000 US$ in nagelneuen blütenreinen Noten bekomme. Ich dachte, der einfachste Weg sei, in eine Bank zu gehen und mir Geld in Dollar auszahlen zu lassen. Leider stellte sich heraus, das keine Bank Dollar in dieser Menge auf Vorrat hat. Ich hätte diese also vorbestellen müssen, das dauert zu lange. So habe ich mir Baht mit meiner Kreditkarte auszahlen lassen und mich dann auf die Suche nach einer Wechselstube gemacht. Nach längerer Suche habe ich direkt auf der Khao San Road eine gefunden, Klar, der Wechselkurs der gesamten Transaktion war suboptimal, aber für mich die einzige Möglichkeit an die Scheine zu kommen.

In Yangon gelandet ging es mit einem Taxi in das Zentrum und schon die Fahrt war wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Das Taxi war ein über 30 Jahre alter Japaner, bei dem man durch das Bodenblech auf die Straße schauen konnte. Auf den Werbetafeln am Straßenrand kann man kein einziges bekanntes Produkt erkennen. Was für uns jedoch am seltsamsten ist: man sieht niemanden mit einem Mobiltelefon. Was wir aus dem Westen kennen, Jugendliche kaum noch von ihrem Gerät aufschauen, Erwachsene, die bei jeder Gelegenheit Mails oder Nachrichten lesen, gibt es hier nicht. Wie ich später erfahren habe, wird das Mobilfunknetz von der paranoiden Militärjunta, wie alle anderen Kommunikationskanäle auch, kontrolliert. Ein Mobilfunkvertrag wird nur an regimetreue Bürger mit entsprechendem Kleingeld vergeben. Die Einrichtungsgebühr liegt, wie mir berichtet wurde, bei 2.500 US$, also jenseits aller Möglichkeiten in einem Land, in dem die Mehrheit von weniger als 2 US$ pro Tag leben muss.

In meiner Unterkunft angekommen habe ich mich aufgemacht, die Stadt zu erkunden. Praktischerweise konnte ich dort auch zu einem annehmbaren Kurz ein paar Dollar in Kyats wechseln. Der offizielle Kurs für einen Dollar liegt bei 6 Kyats. Inoffiziell bekommt man in Hotels und Wechselstuben in den großen Städten für den Dollar 1.000 bis 1.200 Kyat. 
Man trifft, und auch das ist unheimlich, selbst an den Hauptattraktionen wie die Goldene Pagode im Stadtzentrum, keine anderen Touristen. Wenn es Dunkel wird, wird es auch laut und der Lärm und Geruch von Dieselgeneratoren erfüllt die Stadt. Natürlich gibt es keine durchgehende Versorgung mit Elektrizität und so müssen Geschäftsleute ihren Strom mit chinesischen Generatoren und Diesel vom Schwarzmarkt selbst erzeugen. Chinesische Produkte sind die einzigen ausländischen Waren, die man bekommt, denn die Chinesen sind der einzige Handelspartner des Landes und dominieren die Wirtschaft. Der Einfluss aus Indien und Bangladesch ist ebenfalls groß, es gibt aufgrund der Kolonialgeschichte viele Inder, die in Burma leben und überall findet man indische Händler und Restaurant.

Ich habe insgesamt 3 Wochen für Myanmar eingeplant und mich deshalb auf die Big Four, die touristischen Hauptziele, konzentriert: Yangon, Mandalay, Inle-See und Bagan. Da ich am Ende der Reise noch Zeit hatte, habe ich noch einen Abstecher zum Golden Rock in Kyaiktiyo gemacht. Nach Yangon und der Besichtigung des religiösen Zentrums des Landes und der wichtigsten Pagode im Land der tausend Pagoden, der Swedagon-Pagode ging es mit dem Bus gen Norden nach Mandalay.

Die Hauptstadt des letzten Burmesischen Königs ist entspannt und hat einige Höhepunkte zu bieten. Sportlich geht es zu, wenn man in der tropischen Hitze den Mandalay Hill besteigt, ein Tempel am Ende einer mehrere Tausend Stufen langen Treppe. Bei einer Verschnaufpause hat mich eine nette Frau angesprochen und wollte nicht mehr von meiner Seite weichen. Ich nehme normalerweise keine Führer (gerne sage ich, es wäre gegen meine Religion), aber diesmal habe ich mich überreden lassen und wurde nicht enttäuscht. Letztendlich habe ich pro Tag 15 US$ bezahlt, für meine kundige Führerin und einen Fahrer. Ich habe viel über das Land und den Lebensalltag erfahren. Das wäre nochmal ein ganzes Kapitel für sich, ich verzichte deshalb an dieser Stelle darauf, auf die Details der jüngeren Geschichte des Landes und das Leben in einer der brutalsten Militärdiktaturen der Welt einzugehen. Jeder hat bestimmt von dem Aufstand der Mönche in 2006 und dem Hausarrest der Lady, Aung San Suu Kyi gehört. So muss jeder Reisende selbst entscheiden, ob er das Land bereisen möchte oder ob er es boykottiert. Für beide Positionen gibt es gute Argumente, ich habe mich für letzteres entschieden und dadurch leider unvermeidbar das Regime aber in größerem Maße die Bevölkerung unterstützt, beispielsweise meine Führerin und den Taxifahrer. 
Die Tempel in Mingun in der Nähe Mandalays und insbesondere die antike U-Bein-Holzbrücke in Amarapura waren beeindruckend. Ein paar der schönsten Bilder der gesamten Reise habe ich dort geschossen.

Von Mandalay bin ich mit dem Schiff über den berühmten Irrawaddy weiter nach Bagan gereist. Nach 12 stündiger Bootsfahrt kamen wir, eine handvoll anderer Reisender und ich, in Nyaung U an. Hier gibt es die meisten günstigen Gästehäuser und es ist ein guter Startpunkt. 
Trotz der für burmesische Verhältnis hohen Touristendichte, verteilen sich die Reisenden auf das riesige Areal um Nyaung U, Alt-Bagan und Neu-Bagan mit über tausend historischen Tempeln, von denen nur ein Bruchteil renoviert wurde. Der beste Weg der Erkundung ist auf einem gemieteten Fahrrad. Es ist zwar sehr staubig und heiß, aber so kann man sich treiben lassen und auch verlassene Tempel abseits der Hauptwege erkunden. Das ist das besondere an Bagan im Vergleich zu beispielsweise Angkor Wat: es gibt so viel zu entdecken und größtenteils ist man ganz alleine.

Mit dem Bus ging es weiter nach Kalaw, von wo aus ich zum Inle-See wandern wollte. Auch hier waren eine Reihe von Reisenden an Bord und wir wurden wiederum in Kalaw begrüßt. Eine Gruppe wurde direkt vom liebenswerten Eddie, einem Inder, begrüßt und in das Golden Kalaw Inn geleitet, welches Eddie und seiner Frau gehört. Das rundum sorglos Paket beinhaltete ebenfalls die 3 tägige 50 Kilometer lange Wanderung zum Inle-See, welche Eddie anbot. Und so habe ich mich der Gruppe, ein deutsches Lehrerehepaar aus Köln (nee wat schön) und eine junge Französin mit ihrer Mutter, angeschlossen. Am nächsten Tag trafen wir unsere Vorbereitungen, wir kauften Proviant, Rucksäcke, ich kaufte mir chinesische Militärstiefel für 2 Dollar, auf die Eddie schwor und nach einem gemütlichen Tag in Kalaw ging es am nächsten morgen früh los. Der erste atg war angenehm, wir übernachteten bei einer Bauernfamilie. Der zweite Tag verlief ebenfalls harmonisch und wir wanderten auf weichen lehmigen Untergrund durch grüne Hügellandschaften und übernachteten Abends in einem Kloster. Beim Abendessen habe ich mir leider, als ich vor allem den Kölnern zeigen wollte, wie man ein Bier öffnet, den Kronkorken ungeschickterweise ins Auge geschossen. Ich hatte ein riesen Glück, dass dieser mit der runden Außenseite auftraf und somit meine Hornhaut nicht beschädigt hatte. Aber ich konnte lange nur doppelt sehen und hatte ein blutunterlaufenes Auge. Außerdem wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nichts von meinem Glück im Unglück. Am nächsten Tag wurde es noch schlimmer. Da wir den weichen Untergrund verlassen haben und auf härterem felsigem Untergrund liefen, machte sich die fehlende Dämpfung meiner chinesischen Stiefel bemerkbar. Als wir am Inle-See ankamen, hatte ich mir riesige Blasen erlaufen und konnte nur noch humpeln. Dennoch habe ich es geschafft, aber die letzten Kilometer waren eine Höllenqual. Naja, selber Schuld. Mit dem Boot sind wir dann das letzte Stück Nyaung Shwe am nördlichen Ufer des Sees. Dort habe ich mich dann noch ein paar Tage von der Wanderung erholt.

Ich hatte noch einige Tage übrig und bin von Yangon aus mit dem Bus zum Goldenen Felsen nach Kyaiktiyo gereist. Der Felsen ist eine der wichtigsten Pilgerstätten in Myanmar. So habe ich insgesamt zwei Nächte und einen ganzen Tag dort verbracht. Ich war ausserhalb der Saison und so war wenig los. Ich musste auf den LKW, der uns zum Fuß des Berges bringen sollte, über zwei Stunden warten. Dann erst war er voll und es ging hinauf. Von der oberen Haltestelle bis auf den Berg sind es nochmal ein strammer einstündiger Marsch auf den Gipfel zu dem Felsen und umgebenden Tempel.  Auf dem Gipfel angekommen fing es an wie aus Eimern zu schütten und es hörte nicht mehr auf, so dass ich im Regen den Rückweg antreten musste. Komplett durchnäßt kam ich dann der Bushaltestelle an, um dort nochmal über eine Stunde zu warten, bis mich endlich der letzte Bus ins Tal beförderte.  War es das Wert? Wie immer ist der Weg das Ziel und alles in allem mit Humor betrachtet war es ein schöner anstrengender Pilgerweg.

Die letzten Tage in Yangon haben mich doch sentimental gestimmt. Ich war traurig dieses schöne gebeutelte Land mit seinen liebenswerten Einwohner zurückzulassen. Aber mich erwartete auch das letzte Abenteuer der Reise: Indien. So überwog schnell die Neugier und Vorfreude.

Bilder Myanmar (Burma)