Blog Weltreise 2008/2009

Nordindien Teil 2

30. August 2009, Martin Erichsen - South Asia

Der Rotang La, der direkt hinter Manali anfängt, war mit Abstand der schwierigste Teil der Reise. Das hängt vor allem damit zusammen, dass er für die indischen Touristen eine Hauptattraktion ist und jeder der Manali besucht auch eine Tour auf den Pass macht (hier gibt es auch im Sommer Schnee und der ist für Inder aus dem Flachland, die noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen haben, ungeheuer faszinierend). Deshalb ist auf der engen Passstraße immer Stau und selbst mit dem Motorrad ist es schwierig, ich durch die Massen hindurchzukämpfen. Im oberen Teil des Passes fing es auch noch an zu regnen, und so wurden die Straße, deren Asphaltdecke in weiten Teilen nicht mehr existent ist, zu einer ziemlichen Rutschpartie. Oben angekommen ist mir auch noch der Gepäckträger gebrochen. Die alte mehrfach geschweißte Stahlkonstruktion konnte den Vibrationen nicht standhalten. Ich hatte leider auch zu viel Gepäck mit genommen, so dass mein Motorrad überladen war. Als ich dann nach über 8 Stunden (für 120 Kilometer) in Keylong ankam, war ich wegen des strömenden Regens klitschnass und durchgefroren.

Ich habe glücklicherweise ein gutes Hotel mit warmen fließendem Wasser gefunden und konnte mich aufwärmen und meine Sachen trocknen. Im Eifer des Gefechts hatte ich auf dem Rotang La meine drei Mitreisenden verloren und wir haben uns in Keylong wiedergetroffen. Dort konnte ich dann meinen Gepäckträger schweißen lassen (kostet in Indien nur ein paar Rupien) und ich habe im Hotel mein Gepäck ausgemistet und dem Besitzer das anvertraut, was ich nicht benötigte. Ein riskantes Unterfangen, aber manchmal zahlt es sich aus, Leuten zu vertrauen. Ich habe nach meiner Rückkehr nach Delhi, um es vorwegzunehmen, mein Gepäck wiederbekommen. Der Hotelbesitzer hat es einem Verwandten mitgegeben, der es mir kurz vor meinem Abflug übergeben hat. 

Die nächste Etappe nach Sarchu war relativ einfach, wir musste zwar den zweiten Pass, den Baralacha La, überqueren, aber die Straße war in einem verhältnismäßig guten Zustand und wir konnten uns so auf die unbeschreiblich schöne karge Landschaft konzentrieren. Sarchu ist ein reiner Versorgungsposten und keine Ortschaft. Hier übernachten Reisende auf dem Weg nach Leh und deshalb gibt es eine improvisierte Infrastruktur aus Zeltunterkünften und Restaurants. Wir haben in einer von diesen übernachtet und es war ein Erlebnis. Hier oben kann es schon sehr kalt werden, glücklicherweise hatte unser Wirt viele warme Decken zur Verfügung gestellt, so dass wir relativ komfortabel genächtigt haben. Das Abendessen und Frühstück war auch sehr gut, alles zubereitet in einer Art Feldküche.

Von Sarchu sollte es weiter über die zwei höchsten Pässe des Manali-Leh-Highways gehen, dem Lachulung La und dem Taglang La. Zwischen diesen Pässen gibt es eine sehr trockene und sandige Hochebene zu überqueren, die doch fahrerisch eine große Herausforderung darstellt. Wir sind den Tag etwas zu ruhig angegangen und haben an einem Camp auf halber Strecke eine lange Mittagspause eingelegt. Deshalb sind wir erst am Nachmittag weitergefahren und es sollte sich herausstellen, das das doch zu spät dran waren. Wie immer hat sich der Weg mit seinen unzähligen Schlaglöchern, Bächen, Sandpisten und Kurven hingezogen und so waren wir bei Einbruch der Dämmerung immer noch beim Aufstieg des zweithöchsten befahrbaren Passes der Welt, es Taglang La. Es wurde dunkel und Nachts in Indien zu fahren ist generell nicht zu empfehlen, aber dann noch einen Pass zu überqueren ist ein Abenteuer. Es fing zu allem Überfluss auch an zu schneien. Ich hatte gut vorgesorgt und mir zusätzlich zu meiner Windjacke noch einen dicken Pullover und warme Skihandschuhe in Manali gekauft, aber dennoch wurde es sehr ungemütlich kalt. Aaron aus Australien jedoch war wesentlich optimistischer an die Sache herangegangen und hatte sich Strickhandschuhe (!) gekauft, durch die der Wind natürlich nur so durchweht. Ein langärmeliges Sweatshirt und ein Regencape aus Plastik, dazu eine 3/4 lange Hose war alles, was er dem Schneetreiben entgegenzusetzen hatte. Glücklicherweise strahlt der Motor etwas Wärme ab. Wir haben es ohne große Zwischenfälle im Dunkeln über den Pass geschafft und dann kurz hinter dem Pass an einem "Hotel", ein weiteres Zeltlager, Nachtquartier bezogen. Als wir von unseren Maschinen abstiegen ist Aaron fast zusammengeklappt, er war hochgradig unterkühlt und zitterte am ganzen Leib. Wir habe ihn in Decken eingewickelt und Unmengen heißen Tee in ihn hineingeschüttet. Nach einer Stunde und eine großen Portion Dal ging es ihm dann besser. Am nächsten morgen konnten wir die letzte kurze und flache Etappe nach Leh fortsetzen und kamen stolz wie Oskar an unserem Ziel an.

In Leh haben wir zusammen noch einen Ausflug ins benachbarte Hundar Tal gemacht. Wir konnten es uns natürlich nicht nehmen lassen, den höchsten befahrbaren Pass der Welt zu überqueren, den Khardung La mit einer Höhe von über 5.600 Metern. Dank meiner mittlerweilen guten Fahrpraxis und Erfahrung konnte ich diese Herausforderung gut meistern. Auf dem Pass wurden wir noch von dort stationierten Soldaten zu Chai in ihre Barracken eingeladen und konnten uns so noch aufwärmen.

In Leh trennten sich unsere Wege, Lenny, Aaron und Jaehun sind wieder zurück nach Manali gefahren. Ich habe mich weiter aufgemacht nach Kashmir. Es 

Bilder Nordindien


Nordindien Teil 1

25. August 2009, Martin Erichsen - South Asia

Ich musste 7 Tage auf mein Indisches Visum in Bangkok warten. Aber dann ging es endlich los. Man muss sagen, egal wie erfahren man als Reisender ist, das erste mal in Indien ist immer überwältigend. Nirgendwo auf der Welt ist es so laut, so chaotisch, gibt es so viele Menschen und so viel Armut. Als ich in Delhi gelandet bin hat mich der Fahrer des Hotels in Pahar Ganj abgeholt. Ich hatte zum Glück einen Pick-Up-Service gebucht und saß nun in einem klimatisierten Taxi. Von dort ging es in mein Zimmer mit Klimaanlage und so wurde mir erst am nächsten Tag klar, wie unerträglich heiß es im August im indischen Flachland eigentlich ist. Das Quecksilber klettert tagsüber über die 45 Grad Marke, man kann sich kaum bewegen und versucht sich von Klimaanlage zu Klimaanlage zu hangeln. Jeder Pizza Hut oder McDonald's ist einem willkommen, um sich abzukühlen und ein kaltes Getränk zu sich zu nehmen.

Ich hatte mich nach meinen guten Erfahrungen mit Motorrad und Roller in Südostasien dazu entschieden, den Norden Indiens auf zwei Rädern zu erkunden. DAS Motorrad hierfür ist eine Royal Enfield, die im Grunde mit wenigen Änderungen unverändert seit über 60 Jahren gebaut wird. Seit dem Jahr 2000 werden die Bikes in Chennai in Indien produziert. Für etwa 1.000 Euro ist eine neue Enfield zu bekommen, gebraucht natürlich wesentlich günstiger.

Da ich keinen Motorradführerschein hatte und nur zwei Monate in Indien war, schien es mir günstiger und einfacher, eine Enfield zu mieten. Ich habe mich also in der Hitze auf den Weg nach Karol Bagh gemacht, um dort einen Vermieter meines Vertrauens zu finden. Über Empfehlungen bin ich an Tony Bike Centre geraten und Tony, der Inhaber, machte einen vertrauenerweckenden Eindruck (darin sind allerdings die indischen Händler generell sehr gut). Ich hatte aber schon im Internet recherchiert und die Bewertungen waren durchaus gut. Der Preis stimmte und Tony schaute auch nicht so genau auf meinen Führerschein, so dass ich mir dort für umgerechnet $450 eine Bullet 350 gemietet habe. Leider war die letzte Maschine mit modernem links schaltendem Getriebe gerade an einen jungen Iren vermietet worden, Lenny. Ich musste dann eine Bullet mit dem alten rechts schaltenden unsynchronisierten Getriebe nehmen. Lenny und ich haben uns näher unterhalten und festgestellt, dass wir am darauffolgenden Tag beide Richtung Manali aufbrechen wollten und so haben wir beschlossen, gemeinsam loszufahren. Und so fing alles an, im Nachhinein muss ich sagen dass die Reise in Indien definitiv der Höhepunkt meiner gesamten Weltreise war.

Es war schon schwierig aus Delhi herauszukommen, aber Lenny und ich haben uns an einem Sonntag früh am Morgen aufgemacht und noch einen Rickshaw-Fahrer bezahlt, uns den Weg zu weisen. Über Chandigarh ging es nach Shimla, der Sommerresidenz der Englischen Verwaltung von British-Raj (Indien). Die Engländer haben diese Bergresidenz auf 2.000 Meter Höhe gewählt um der unerträglichen Hitze im Flachland zu entgehen. Die Temperatur hier oben ist angenehm, tagsüber um die 25 Grad, Nachts wird es sogar recht kühl, was einer Erlösung nach der brütenden Hitze in Neu-Delhi gleichkommt.
Das Motorradfahren klappt auch soweit ganz gut, ab und zu haken die Gänge, ich habe mich noch nicht so ganz mit dem unsynchronisierten Getriebe der Enfield angefreundet. Ansonsten machen die 18 PS der Bulltet 350 (Einzylinder 350 ccm) Spaß, vor allem der Sound ist großartig, klingt wie eine fette Harley.
Von Shimla aus ging es nach Mandi, wo wir Evan aus Kanada getroffen haben. Er hat sich in Delhi eine alte Enfield gekauft. Als wir abends beim Essen saßen haben wir festgestellt, dass keiner von uns dreien einen Motorradführerschein besitzt. Die Anmeldung eines gekauften Fahrzeugs scheint also auch ohne gültigen Führerschein möglich.

Ziel des nächsten Tages war Manali am Fuße des Himalaya. Hier hieß es nochmal entspannen und Energie tanken für die Tour nach Leh in Ladakh. Auf dem Weg dorthin sind vier Pässe zu überqueren (Rohtang La 3978 m, der Baralacha La 4.892 m, Lachulung La 5.059 m und Taglang La 5359 m) und es gibt auf den gesamten knapp 400 Kilometern von  Keylong nach Leh keine Tankstellen und Unterkünfte. Leider ist dort Evan ausgefallen, weil sein Motorrad schon schlapp gemacht hat und Ersatzteile benötigt wurden, so dass er länger in Manali warten musste. Lenny und mir haben sich dann Aaron aus Australien und Jaehun aus Korea angeschlossen, Die beiden hatten sich in Manali Motorräder für die Tour gemietet und saßen zum ersten mal auf einem Motorrad. Es gibt also noch Verrücktere als Lenny und mich.

So ging es los auf den abenteuerlichsten Teil meiner Weltreise. Die vier Tage waren eines der tollsten Erlebnisse bisher.


Myanmar (Burma)

01. July 2009, Martin Erichsen - South East Asia

Das Visum für Myanmar zu bekommen, war leichter als ich gedacht hätte. Innerhalb von zwei Tagen klebte es in meinem Reisepass.
Es gibt mittlerweile einen täglichen Flug der Budgetairline Air Asia von Bangkok nach Yangoon, die Anreise sollte also kein Problem darstellen. Schwierig ist allerdings in diesem Land, welches seit 2003 unter einem weltweiten Wirtschaftsemargo steht, die Versorgung mit Bargeld. Es gibt dort keine internationalen Banken und erst recht keine internationalen Bankautomaten. Man muss die gesamte Reisekasse in US Dollar mitbringen. Diese Dollars sollten ebenfalls neu, unbeschädigt und aus der letzten Serie stammen. Andernfalls bekommt man richtige Probleme, diese umzutauschen. Ich musste also zusehen, wie ich in Bangkok 1.000 US$ in nagelneuen blütenreinen Noten bekomme. Ich dachte, der einfachste Weg sei, in eine Bank zu gehen und mir Geld in Dollar auszahlen zu lassen. Leider stellte sich heraus, das keine Bank Dollar in dieser Menge auf Vorrat hat. Ich hätte diese also vorbestellen müssen, das dauert zu lange. So habe ich mir Baht mit meiner Kreditkarte auszahlen lassen und mich dann auf die Suche nach einer Wechselstube gemacht. Nach längerer Suche habe ich direkt auf der Khao San Road eine gefunden, Klar, der Wechselkurs der gesamten Transaktion war suboptimal, aber für mich die einzige Möglichkeit an die Scheine zu kommen.

In Yangon gelandet ging es mit einem Taxi in das Zentrum und schon die Fahrt war wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Das Taxi war ein über 30 Jahre alter Japaner, bei dem man durch das Bodenblech auf die Straße schauen konnte. Auf den Werbetafeln am Straßenrand kann man kein einziges bekanntes Produkt erkennen. Was für uns jedoch am seltsamsten ist: man sieht niemanden mit einem Mobiltelefon. Was wir aus dem Westen kennen, Jugendliche kaum noch von ihrem Gerät aufschauen, Erwachsene, die bei jeder Gelegenheit Mails oder Nachrichten lesen, gibt es hier nicht. Wie ich später erfahren habe, wird das Mobilfunknetz von der paranoiden Militärjunta, wie alle anderen Kommunikationskanäle auch, kontrolliert. Ein Mobilfunkvertrag wird nur an regimetreue Bürger mit entsprechendem Kleingeld vergeben. Die Einrichtungsgebühr liegt, wie mir berichtet wurde, bei 2.500 US$, also jenseits aller Möglichkeiten in einem Land, in dem die Mehrheit von weniger als 2 US$ pro Tag leben muss.

In meiner Unterkunft angekommen habe ich mich aufgemacht, die Stadt zu erkunden. Praktischerweise konnte ich dort auch zu einem annehmbaren Kurz ein paar Dollar in Kyats wechseln. Der offizielle Kurs für einen Dollar liegt bei 6 Kyats. Inoffiziell bekommt man in Hotels und Wechselstuben in den großen Städten für den Dollar 1.000 bis 1.200 Kyat. 
Man trifft, und auch das ist unheimlich, selbst an den Hauptattraktionen wie die Goldene Pagode im Stadtzentrum, keine anderen Touristen. Wenn es Dunkel wird, wird es auch laut und der Lärm und Geruch von Dieselgeneratoren erfüllt die Stadt. Natürlich gibt es keine durchgehende Versorgung mit Elektrizität und so müssen Geschäftsleute ihren Strom mit chinesischen Generatoren und Diesel vom Schwarzmarkt selbst erzeugen. Chinesische Produkte sind die einzigen ausländischen Waren, die man bekommt, denn die Chinesen sind der einzige Handelspartner des Landes und dominieren die Wirtschaft. Der Einfluss aus Indien und Bangladesch ist ebenfalls groß, es gibt aufgrund der Kolonialgeschichte viele Inder, die in Burma leben und überall findet man indische Händler und Restaurant.

Ich habe insgesamt 3 Wochen für Myanmar eingeplant und mich deshalb auf die Big Four, die touristischen Hauptziele, konzentriert: Yangon, Mandalay, Inle-See und Bagan. Da ich am Ende der Reise noch Zeit hatte, habe ich noch einen Abstecher zum Golden Rock in Kyaiktiyo gemacht. Nach Yangon und der Besichtigung des religiösen Zentrums des Landes und der wichtigsten Pagode im Land der tausend Pagoden, der Swedagon-Pagode ging es mit dem Bus gen Norden nach Mandalay.

Die Hauptstadt des letzten Burmesischen Königs ist entspannt und hat einige Höhepunkte zu bieten. Sportlich geht es zu, wenn man in der tropischen Hitze den Mandalay Hill besteigt, ein Tempel am Ende einer mehrere Tausend Stufen langen Treppe. Bei einer Verschnaufpause hat mich eine nette Frau angesprochen und wollte nicht mehr von meiner Seite weichen. Ich nehme normalerweise keine Führer (gerne sage ich, es wäre gegen meine Religion), aber diesmal habe ich mich überreden lassen und wurde nicht enttäuscht. Letztendlich habe ich pro Tag 15 US$ bezahlt, für meine kundige Führerin und einen Fahrer. Ich habe viel über das Land und den Lebensalltag erfahren. Das wäre nochmal ein ganzes Kapitel für sich, ich verzichte deshalb an dieser Stelle darauf, auf die Details der jüngeren Geschichte des Landes und das Leben in einer der brutalsten Militärdiktaturen der Welt einzugehen. Jeder hat bestimmt von dem Aufstand der Mönche in 2006 und dem Hausarrest der Lady, Aung San Suu Kyi gehört. So muss jeder Reisende selbst entscheiden, ob er das Land bereisen möchte oder ob er es boykottiert. Für beide Positionen gibt es gute Argumente, ich habe mich für letzteres entschieden und dadurch leider unvermeidbar das Regime aber in größerem Maße die Bevölkerung unterstützt, beispielsweise meine Führerin und den Taxifahrer. 
Die Tempel in Mingun in der Nähe Mandalays und insbesondere die antike U-Bein-Holzbrücke in Amarapura waren beeindruckend. Ein paar der schönsten Bilder der gesamten Reise habe ich dort geschossen.

Von Mandalay bin ich mit dem Schiff über den berühmten Irrawaddy weiter nach Bagan gereist. Nach 12 stündiger Bootsfahrt kamen wir, eine handvoll anderer Reisender und ich, in Nyaung U an. Hier gibt es die meisten günstigen Gästehäuser und es ist ein guter Startpunkt. 
Trotz der für burmesische Verhältnis hohen Touristendichte, verteilen sich die Reisenden auf das riesige Areal um Nyaung U, Alt-Bagan und Neu-Bagan mit über tausend historischen Tempeln, von denen nur ein Bruchteil renoviert wurde. Der beste Weg der Erkundung ist auf einem gemieteten Fahrrad. Es ist zwar sehr staubig und heiß, aber so kann man sich treiben lassen und auch verlassene Tempel abseits der Hauptwege erkunden. Das ist das besondere an Bagan im Vergleich zu beispielsweise Angkor Wat: es gibt so viel zu entdecken und größtenteils ist man ganz alleine.

Mit dem Bus ging es weiter nach Kalaw, von wo aus ich zum Inle-See wandern wollte. Auch hier waren eine Reihe von Reisenden an Bord und wir wurden wiederum in Kalaw begrüßt. Eine Gruppe wurde direkt vom liebenswerten Eddie, einem Inder, begrüßt und in das Golden Kalaw Inn geleitet, welches Eddie und seiner Frau gehört. Das rundum sorglos Paket beinhaltete ebenfalls die 3 tägige 50 Kilometer lange Wanderung zum Inle-See, welche Eddie anbot. Und so habe ich mich der Gruppe, ein deutsches Lehrerehepaar aus Köln (nee wat schön) und eine junge Französin mit ihrer Mutter, angeschlossen. Am nächsten Tag trafen wir unsere Vorbereitungen, wir kauften Proviant, Rucksäcke, ich kaufte mir chinesische Militärstiefel für 2 Dollar, auf die Eddie schwor und nach einem gemütlichen Tag in Kalaw ging es am nächsten morgen früh los. Der erste atg war angenehm, wir übernachteten bei einer Bauernfamilie. Der zweite Tag verlief ebenfalls harmonisch und wir wanderten auf weichen lehmigen Untergrund durch grüne Hügellandschaften und übernachteten Abends in einem Kloster. Beim Abendessen habe ich mir leider, als ich vor allem den Kölnern zeigen wollte, wie man ein Bier öffnet, den Kronkorken ungeschickterweise ins Auge geschossen. Ich hatte ein riesen Glück, dass dieser mit der runden Außenseite auftraf und somit meine Hornhaut nicht beschädigt hatte. Aber ich konnte lange nur doppelt sehen und hatte ein blutunterlaufenes Auge. Außerdem wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nichts von meinem Glück im Unglück. Am nächsten Tag wurde es noch schlimmer. Da wir den weichen Untergrund verlassen haben und auf härterem felsigem Untergrund liefen, machte sich die fehlende Dämpfung meiner chinesischen Stiefel bemerkbar. Als wir am Inle-See ankamen, hatte ich mir riesige Blasen erlaufen und konnte nur noch humpeln. Dennoch habe ich es geschafft, aber die letzten Kilometer waren eine Höllenqual. Naja, selber Schuld. Mit dem Boot sind wir dann das letzte Stück Nyaung Shwe am nördlichen Ufer des Sees. Dort habe ich mich dann noch ein paar Tage von der Wanderung erholt.

Ich hatte noch einige Tage übrig und bin von Yangon aus mit dem Bus zum Goldenen Felsen nach Kyaiktiyo gereist. Der Felsen ist eine der wichtigsten Pilgerstätten in Myanmar. So habe ich insgesamt zwei Nächte und einen ganzen Tag dort verbracht. Ich war ausserhalb der Saison und so war wenig los. Ich musste auf den LKW, der uns zum Fuß des Berges bringen sollte, über zwei Stunden warten. Dann erst war er voll und es ging hinauf. Von der oberen Haltestelle bis auf den Berg sind es nochmal ein strammer einstündiger Marsch auf den Gipfel zu dem Felsen und umgebenden Tempel.  Auf dem Gipfel angekommen fing es an wie aus Eimern zu schütten und es hörte nicht mehr auf, so dass ich im Regen den Rückweg antreten musste. Komplett durchnäßt kam ich dann der Bushaltestelle an, um dort nochmal über eine Stunde zu warten, bis mich endlich der letzte Bus ins Tal beförderte.  War es das Wert? Wie immer ist der Weg das Ziel und alles in allem mit Humor betrachtet war es ein schöner anstrengender Pilgerweg.

Die letzten Tage in Yangon haben mich doch sentimental gestimmt. Ich war traurig dieses schöne gebeutelte Land mit seinen liebenswerten Einwohner zurückzulassen. Aber mich erwartete auch das letzte Abenteuer der Reise: Indien. So überwog schnell die Neugier und Vorfreude.

Bilder Myanmar (Burma)