Blog Transafrika 2010/2011

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Kommagene

03. October 2010, Martin Erichsen - Middle East

Ich bin so froh, mein Navi dabei zu haben. Dank Open Street Maps, eine Art Wikipedia für routingfähige Straßenkarten, kann ich meine Reiseroute komplett abdecken und mein Garmin 60Csx zeigt mir immer den Weg, selbst im wilden Kurdistan. Man muss allerdings sehr vorsichtig sein und jede Route auf der Karte abgleichen. Ich habe den Verdacht, es zeigt mir nicht die kürzeste Route, sondern die fahrerisch herausfordernste und schönste Strecke.

So habe ich diesmal allerdings bewusst dem Navi vertraut und die direkte Route von Göreme nach Kahta über mehrere Bergketten anstatt die langweilige schnellere Strecke außen herum gewählt. Ich hatte mich mit Ina beim Frühstück verquatscht und bin erst um 12 Uhr losgefahren, was sich noch rächen sollte. Anfangs war ich guter Dinge und die Landschaft, die abgelegenen Dörfer und die tollen Serpentinen haben mich in ein Stimmungshoch versetzt. Nach drei überquerten Pässen und vier Stunden später, habe ich dann gemerkt, dass sich die 500 Kilometer doch sehr hinziehen werde. Hinter Kahramanmaras kam ich auf dem vierten Pass in heftige Regenschauer und die Strecke, vor allem durch die in der Türkei omnipräsenten Baustellen, wurde sehr matschig. Der Regen wollte gar nicht aufhören. Die Sonne geht hier um sechs Uhr unter und ich es lagen zu dem Zeitpunkt noch 150 Kilometer vor mir. Ich hatte das Gefühl meinem Ziel in Zeitlupentempo näherzukommen. Es ist definitiv nicht empfehlenswert in der Dunkelheit zu fahren, vor allem weil es in der Türkei kaum Straßenbeleuchtung, sehr viele falsch eingestellte Scheinwerfer und, wie ich feststellen musste, Pferde auf der Straße gibt. Ich hatte großes Glück, denn ich habe mich an ein Dolmus gehängt, um besser den Weg durch die unzähligen schlecht markierten Baustellen zu finden, als es vor mir einen dumpfen Knall gab und das Dolmus abrupt bremste. Im Vorüberfahren konnte ich dann aus dem Augenwinkel ein anscheinend unverletztes aber dafür sehr verblüfft dreinschauendes dunkles Pferd erkennen.

Um halb neun bin ich schließlich in Kahta angekommen und habe auch ein vernünftiges Hotel gefunden. Im Lonely Planet wird Kahta als Ripp-Off-Town bezeichnet und das bekam ich in meinem Hotel direkt zu spüren. Man wollte mir eine Tour zum Mt. Nemrut für 120 TL andrehen, während ein Taxi laut LP nur 60 TL kostet. Am nächsten morgen, als es leider immer noch regnete, wurde ein neür Versuch gestartet und man sagte mir, es würde laut Wetterbericht noch mehrere Tage regnen, die Straße hoch zum Mt. Nemrut wäre sehr gefährlich und mit dem Motorrad nicht zu empfehlen. Ich habe mir dennoch einen schönen Ruhetag in Kahta gemacht. Die Kleinstadt ist absolut langweilig, ein reiner Verkehrsknotenpunkt. Ich habe mich anfangs nicht sehr wohl gefühlt, aber hatte dann doch einen tollen Tag, an dem ich nette Leute kennengelernt habe: ein Mitarbeiter des Hotels sprach ein wenig Englisch und beim Cay habe ich ihn in Backgammon abgezogen (ich muss zugeben, ein wenig Glück war auch mit im Spiel), ein Bauingenieur aus Gaziantep auf Wochenendausflug mit seiner Freundin und eine Grundschullehrerin, die in dem Hotel wohnt, weil sie die Abwechslung schätzt.

Am nächsten Tag bin ich dann bei Kaiserwetter nach Karadut am Fuße des Mt. Nemrut aufgebrochen. Dort traf ich auf eine Truppe von Isländern und ein Schweizer Pärchen auf Weltreise, mit denen ich abends, nachdem wir alle den Sonnenuntergang am Berg und die weltberühmten Köpfe diverser griechischer Gottheiten und der Herrschern Mithridates und Antiochus bewundert hatten, ein paar Efes trinken und den guten kurdischen Tabak genießen.

Bilder Kommagene