Blog Transafrika 2010/2011

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Istanbul

20. September 2010, Martin Erichsen - Europe, Middle East

Nächste Station Istanbul, aber erst mal sind 500 Kilometer zurückzulegen. Es ist heiß und sonnig und die Straßen sind gut. Kurz vor der Grenze treffe ich noch einen Holländer, der mit seinem Wagen die Türkei durchquert hat und mir seine Autobahnkarte mit ein paar Lira drauf schenkt, so dass ich zumindest ohne Probleme nach Istanbul komme. An der Grenze treffe ich dann noch zwei Tschechische Motorradfahrer, einer auf einer Gummikuh und der andere auf einer Transalp. Die beiden sind in Rumänien unterwegs gewesen und Istanbul soll nun der krönende Abschluss ihrer Tour werden. An der Grenze habe ich keine Probleme, ich muss lediglich eine Versicherung für 12 Euro kaufen, das Motorrad wird in den Pass eingetragen und am Zoll werde ich durch gewunken.

Meine Fahrt ist also extrem entspannt, bis zu dem Zeitpunkt, als ich genau im Berufsverkehr die Stadtgrenze Istanbuls erreiche. Stau und Verkehrschaos erwarten mich, man wird von allen Seiten geschnitten und überholt, höchste Konzentration ist gefordert. Zum Glück bin ich mit der Enfield schon zwei Monate in Indien unterwegs gewesen und gegen Delhi ist Istanbul der reinste Verkehrsübungsplatz. Nach anderthalb Stunden dank guter Nerven und GPS stehe ich dann endlich vor meinem Hostel nur einen Steinwurf vom Galataturm entfernt. Zimmer ist in Ordnung, dafür hat das Chillout Galata Hostel eine Dachterrasse mit Blick auf das Goldene Horn, phenomenal!

Bilder Istanbul

Es ist Freitag Abend und ich spaziere durch die übervollen Straßen mit ihren Bars und Cafés. Unglaublich was da am Wochenende im europäischen Teil der Stadt los ist. Überall junge Leute rauchend, Bier und Raki trinkend auf knöchelhohen Schemeln auf der Straße.

Da ich vor zwei Jahren schon in Istanbul war, kann ich am nächsten Tag auf Sightseeing verzichten und mich den ganzen Tag entspannen. Ich esse abends ein Fischkebap auf der Galatabrücke und genieße den Sonnenuntergang. Im Hostel wird auf der Terrasse gegrillt und so runden leckere Chicken Wings in Kombination mit einigen Efes den Tag ab.

Am Sonntag begebe ich mich mit tausenden Istanbulern Familien auf einen Ausflug zu den Prinzen Inseln, fahre dort mit dem Fahrrad hoch zum orthodoxen Kloster und genieße die tolle Aussicht über das Marmarameer. Auf der Rückfahrt nach Kabatas kann ich bei angeregter Unterhaltung mit einer Iranischen Familie den Sonnenuntergang genießen und Bilder der Hagia Sofia und Blauen Moschee schießen.

Am Montag geht es dann endlich in das mit Spannung erwartete Hinterland, ich überquere den Bosporus und bin nun endlich in Asien!


Plovdiv

19. September 2010, Martin Erichsen - Europe

Plovdiv, komischer Name, habe ich vorher noch nie gehört. Ich bin aber sehr froh, dass ich nicht in Sofia Halt gemacht und mich mal wieder auf den Rat des Lonely Planet verlassen habe. Sofia soll nur mäßig interessant sein, außerdem läuft man dort Gefahr, von Rudeln streunender Hunde  zerfleischt zu werden.

Da ist Plovdiv ganz anders, Bulgariens drittgrößte Stadt hat eine lange Geschichte und eine wunderschöne Altstadt. Erobert von dem Mazedonischen König Philipp II, Alexanders Vater, und sogleich in Philippopolis umbenannt, dann Teil des römischen Reiches, anschließend zur wichtigen Handelsstadt im ersten Bulgarischen Reich aufgestiegen, den Türken zum Opfer gefallen und 500 Jahre von den Osmanen beherrscht wurde Plovdiv Ende des 19.  Jahrhunderts ein reicher Wirtschaftsstandort im wiedergeborenen Bulgariens. Aus dieser Zeit stammen die herrschaftlichen Holzvillen, deren Stil als Bulgarischer Barock bezeichnet wird und von denen einige samt Mobiliar sehr gut erhalten sind.

Es gibt noch eine Reihe von Museen, ein römisches Amphitheater und orthodoxe Kirchen, alles praktischerweise in unmittelbarer Nähe des Plovdiv Guesthouse. Ich konnte so Wäschewaschen und Sightseeing miteinander verbinden.

Ich bin dann, weil alles so gemütlich und bequem war, noch einen Tag länger geblieben und habe einen Ausflug zur Burg in Asenovgrad und zum Nähe gelegenen Batschkovo Kloster gemacht. Als ich an der Burg ankam leuchtete die Blinkerwarnlampe, obwohl der Blinker ausgeschaltet war. Da ist wohl bei der Wäsche kurz vorher Wasser eingedrungen. Der Wärter der Burg kam an, ein junger Typ, und fragte was den los sei, er wäre selbst Motorradfahrer und Mitglied in einem Motorradklub, den Tornados in Asenovgrad. Wenn ich Hilfe benötigen würde, sollte ich einfach zum Klub fahren. Wir haben uns länger unterhalten, wie das eben so ist unter echten Bikern. Zum Abschied hat er mich nochmal herzlich eingeladen und mir noch einen Sticker für meine Kutte gegeben.

Bilder Plovdiv


Belgrad

19. September 2010, Martin Erichsen - Europe

Bei feuchten 15 Grad habe ich Budapest verlassen und mich in Richtung Belgrad aufgemacht. Das Wetter hat sich aufgeklärt und bei angenehmen sonnigen 25 Grad bin ich dann nach einer langweiligen Autobahnfahrt in Belgrad angekommen. Ich musste feststellen, dass meine Garmin-Europakarte Belgrad leider nicht abdeckt, was mich doch in Sorge brachte, ob ich in der Rush-Hour (die Serben fahren wie die gesengten Säue) und  zusätzlich bei kyrillischen Straßenschildern mein Hostel finden würde. Was waren das für Zeiten ohne GPS, in denen man nach dem Weg gefragt hat. Das habe ich auch getan und zum Glück war ich ganz in der Nähe, nur einmal abbiegen und ich stand  direkt vor dem Tash-Inn.

Belgrad ist schnell, laut, die Spuren des Sozialismus und der NATO-Bombardierung von 1998 sind noch vorhanden, gleichzeitig strahlt die Stadt eine unglaubliche Lebenslust aus. Ich bin am Sonntag Abend  angekommen und die Straßen, Cafés und Pubs waren bis spät in die Nacht so voll wie bei uns am Wochenende. Ich bin dann auf Empfehlung meines Hostels in einer Pop-Rock-Bar gelandet und habe mir noch ein paar Absacker genehmigt. Um 1 Uhr wurde der Laden mit Live-Cover-Band voll und als ich dann kurz nach 2 Uhr ging, kochte die Stimmung gerade.

Ich werde auf jeden Fall wiederkommen, nirgendwo in Osteuropa gibt es ein vergleichbares Nachtleben und das sieben Tage die Woche.

Bilder Belgrad